Neue Museen

Fahrt nach Duisburg und Düsseldorf am 18. 08. 2007

Die Fahrt des Bürgervereins im Rahmen der Reihe “Kunst und Architektur“ brachte uns diesmal direkt an den Innenhafen der Industriestadt Duisburg.

Lager- und Fabrikgebäude, zum grossen Teil ungenutzt, sind zu einem Kultur-Zentrum geworden. So auch die “Küppersmühle“, ein ehemaliges Speicher-Gebäude, das die Schweizer Architekten Herzog und de Meuron zum “Museum Küppersmühle für moderne Kunst“ umgestaltet haben. Das historische Backsteingebäude wurde weitgehend in der Fassade erhalten. Die eingefügten vertikalen Fensterbänder geben Licht, und ein Beton-Bau, farblich angepasst an den Backstein, birgt ein skulpturales Treppenhaus. Flache Stufen geben dem Besucher Zeit, sich auf ein Kultur-Erlebnis in den Ausstellungsräumen einzustellen, in denen die Privatsammlung Ströher präsentiert wird.
Wir haben Werke von Künstlern der fünfziger Jahre bis in die Gegenwart gesehen, die beeindrucken. Keinesfalls bleibt man gleichgültig und unberührt. Die Führungen erleichtern den Zugang, denn moderne Malerei lässt sich ohne Einführung und Interpretation nur sehr oberflächlich erfassen, jedenfalls für Laien.
Eine Wechselausstellung brachte uns rumänische und bulgarische Künstler näher. Sie knüpfen an Werke der Avantgarde zu Beginn des 20. Jahrhunderts an, weil es für sie aufgrund der politischen Situation nicht möglich war, weiterführende westliche Kunstprozesse mitzuvollziehen.
Die Dauerausstellung auf ca. 2.500 qm Fläche zeigt Werke von Georg Baselitz, Anselm Kiefer, Markus Lüpertz, Gerhard Richter, Bernhard Schultze und anderen international bekannten Malern und Bildhauern.
Auf das Gemälde von Markus Lüpertz “Der Westwall“ wurde besonders hingewiesen. Es zeigt, changierend zwischen abstrakter und figurativer Darstellung, seine Weltsicht und Erfahrung während der West-Berliner Nachkriegszeit. Abstraktion und Figürlichkeit bestimmen auch seine Skulptur “Kopf der Hera“.
Wir lernten deutsche Informelle kennen, in deren Arbeiten die Willkürlichkeit des Farbauftrags und der Zufall eine Rolle spielen. Die Malgestik ist wichtig: motorisch angelegte Pinselführung und freie Gestaltung sind auf der Leinwand zu erkennen.
Werke des Beuys-Schülers Anselm Kiefer wurden von dem Sammler Hans Grothe für das Museum angekauft. Kiefers großformatiges “Sternenlager“ spricht in Symbolen. Es zieht den Betrachter perspektivisch hinein, er erkennt, assoziiert und interpretiert.
Auch andere, auf den Zeitgeist bezogene Themen lassen ohne Eindeutigkeit Unheil der modernen Welt ahnen.
Für die Malerei, die am Ausprobieren neuer malerischer Erfahrung und Technik interessiert ist, gilt Letzteres nur bedingt.
Nach der Mittagspause ging es nach Düsseldorf, wo ein Straßentunnelrest durch Sponsoring als Ausstellungsforum erhalten wurde. Absolventen und Studierende der Kunst-Akademie Düsseldorf haben dort die Gelegenheit erster Öffentlichkeitserfahrung. Betitelt war die zur Zeit gezeigte Ausstellung: “Der Pinselhieb der Natur oder die betrogene Fläche“. Besonders beeindruckend war ein slow-motion-Film. Er ist erarbeitet aus zehntausend gemalten Bildern, die nach dem Prinzip des Bilderkinos in Bewegung gebracht werden. Gefühle und Gedanken auslösend, hätte man an Entstehen und Vergehen des Kosmos denken können.
Eine junge Frau erläuterte uns die Maltechniken und die ihnen innewohnenden Absichten der Künstler. Ein durchlöcherter Paravent beispielsweise soll aktives Sehen hervorrufen und den Blick des Betrachters lenken. Es gab auch temporär bestehende Bildwerke auf Velours, deren Konturen bei der Abnahme des “Teppichs“ wieder vergehen. Die Evolutionsgeschichte der Erde wurde als Vermischung von Wissenschaftstheorie und Mythos auf einem großen friesartigen Gemälde dargestellt.
Dieser Kunst fehlt meist die uns so liebe Erkennbarkeit und Eindeutigkeit. Sie überlässt vieles dem Betrachter, fordert dadurch jedoch sehr zur Auseinandersetzung heraus.
Nach diesen anregenden Erfahrungen haben wir einen weiteren Grund, uns auf eine neue Kunstreise des Bürgervereins zu freuen.

(Text: Helga Lindenberg; Fotos: de Haas)

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