Von der Oberlausitz nach Niederschlesien

Görlitz – Zittau – Bautzen – Breslau – Dresden……

Wer wollte das noch überbieten? Ein Reisebus mit 40 Mitgliedern des Meckenheimer Bürgervereins und ebenso vielen erwartungsvollen Geistern machte sich vom 15. 09. - 24. 09. 07 auf Entdeckungsreise. Schon der spätsommerliche Wetterumschwung am Abreisetag war viel versprechend – wenn auch auf wackeligen Füßen daherkommend!
Vorbereitung und inhaltliche Gestaltung waren das Ergebnis einer Gemeinschaftsarbeit von Sibylle Krüger (Oberlausitz) und Hans C. Wellenkamp (Schlesien) – eine innovative Vorgehungsweise.

Beim Erreichen unseres ersten Zieles, nämlich des “Alten Weber” in Cunewalde, waren alle restlichen Bedenken gewichen. Das Hotel in einem für diese Region typischen “Umgebindehaus” war ein idealer Ausgangspunkt für die Unternehmungen an unseren vier Tagen in der Oberlausitz. In der östlichsten Stadt Deutschlands Görlitz – nur durch die Lausitzer Neiße von Polen getrennt – erwarteten uns Renaissance–Häuser vom Feinsten und das in einer ungeahnten Farbenpracht. Mit dem Blick auf die andere Seite der Neiße wuchs die Wertschätzung des erreichten Wiederaufbaus der Stadt. Das war schon ein toller Auftakt. Es ging weiter mit der barocken Klosteranlage St. Marienthal, einem bis heute bewohnten Kloster der Zisterzienserinnen, einem Blick auf Herrnhut und der Besichtigung des prachtvollen gusseisernen König-Friedrich-August-Turms in Löbau. Der Blick von oben war überwältigend.
Die alte Handelsstadt Zittau im Dreiländereck Deutschland, Polen und Tschechien beeindruckte mit ihren kostbaren Schinkel-geprägten Bauten und ihren Brunnen, besonders imponierend war das alte Salzhaus. Herausragend für uns war die Besichtigung des Großen Zittauer Fastentuches in der Kreuzkirche. Die Fahrt mit Bimmelbahn und Dampflok in den Kurort Oybin zur romantischen Klosterruine war ein rußiges, dennoch ein unvergessliches Erlebnis.
Bautzen weckt aufgrund seiner jüngeren Geschichte bei vielen Besuchern gemischte Gefühle, die jedoch beim Besichtigen der wiederhergestellten Simultankirche, den wunderschönen Patrizierhäusern und den Resten der alten Stadtmauer rasch abgebaut wurden. Viele Mitreisende nahmen die Gelegenheit wahr, das ehemalige Stasi-Gefängnis zu besichtigen, das auch heute noch die kalte Grausamkeit der Stasi widerspiegelt. In Bautzen erlebten wir übrigens den einzigen Regentag auf unserer Reise, eine Erfahrung, die essentiell wichtig war zum Justieren unseres Zufriedenheits-Maßstabes!
Ein Höhepunkt war am Nachmittag die Besichtigung des Denkmalortes Obercunnersdorf. Dort wurde uns das Oberlausitzer Umgebindehaus fachkundig erläutert. Eine Gruppe konnte die Gemütlichkeit einer Wohnstube im Blockhausstil genießen, weil ihr Führer sein liebevoll restauriertes Haus für sie öffnete.
Die Reise führte uns von der Oberlausitz nach Polen. Über Bunzlau (wir fanden sogar den Fabrik-Verkauf des berühmten Steinguts ), Leubus, Trebnitz – dort Besuch des Grabmals der hl. Hedwig – erreichten wir unser Quartier in Breslau. Diese 1000-jährige Stadt hat einen außergewöhnlichen Charme, die Leopoldina, die Universitätsaula spiegelt dies in besonderem Maße wieder. Breslau lässt sich mit wenigen Worten nicht wirklich beschreiben – diese imponierende Stadt hat auch heute ein pulsierendes Kulturleben – eine “Cosi fan tutte” -Aufführung im Opernhaus legte beredtes Zeugnis davon ab.
Fahrten ins Riesengebirge und zur Schneekoppe, nach Schweidnitz mit seiner beeindruckenden Friedenskirche und nach Fürstenstein mit der größten Burg Schlesiens und einem Landgestüt rundeten unsere Eindrücke von der historischen Bedeutung dieser Osteuropa-Region ab. Dabei darf die Führung durch die heutige Begegnungsstätte Kreisau auf dem früheren Gutshof der Familie Helmut James von Moltke nicht unerwähnt bleiben – für viele von uns ein hautnahes Erleben von Zeitgeschichte.
Die Abschluss-Einkehr in Dresden mit intensiven Blicken auf Semper-Oper, Zwinger, Frauenkirche und Brühl’sche Terrasse war ein weiterer Höhepunkt auf einer äußerst gelungenen Reise durch geschichtsträchtige “Randgebiete” in Mitteleuropa!

(Fotos und Text: de Haas/Krüger)

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