Firma Fuchs KG
Besuch am 16. 02. 2017
Am 16. Februar machten sich knapp 30 Mitglieder des Bürgervereins auf zur 14. Etappe der Besichtigungsreihe „Stationen deutscher Industriekultur“. Es ging ins Sauerland nach Meinerzhagen, einer Stadt mit ca. 20.000 Einwohnern, etwas kleiner als Meckenheim, geprägt durch eine lange Tradition metallverarbeitender Betriebe. Mit Ausnahme des 2. Vorsitzenden des Bürgervereins, Herrn Klaus-Peter Treche, der die Idee und Leitung der Tagestour hatte, waren die mitreisenden Damen und Herren verblüfft, welch interessanter Industriebetrieb hier auf die Besichtigung wartete.
Die Otto Fuchs KG wurde 1910 gegründet, ist noch immer familiengeführt und beschäftigt heute weltweit ca. 9.000 Mitarbeiter. Das Unternehmen ist neben anderen Geschäftsbereichen einer der weltweit renommiertesten Hersteller von Großschmiedeteilen aus Aluminium, Magnesium, Nickel und Titan für die Luft- und Raumfahrt- sowie die Kraftfahrzeugindustrie. Neben dem Stammwerk in Meinerzhagen mit 2.500 Beschäftigten wird in weiteren Betrieben in Deutschland, Ungarn, den USA, Südafrika und in China gefertigt. Die Otto Fuchs KG ist Weltmarktführer bei Alu-Schmiederädern mit einer Kapazität von 2,5 Mio. Stück sowie über 40 Mio. geschmiedeten Fahrwerkslenkern.
Noch höher sind die Anforderungen an Leichtbau und Sicherheit in der Luft- und Raumfahrt. In diesem Geschäftsbereich vertrauen Unternehmen wie Airbus und Boeing auf Produkte aus Meinerzhagen. Gefertigt werden Bugfahrwerke, besonders beanspruchte Rumpfsegmente (z.B. die Teile, die für den sicheren Halt der Tragflächen, Leitwerke und Triebwerksgondeln verantwortlich sind) sowie Räder und Triebwerkteile. Um die Qualität der Luftfahrtteile gewährleisten zu können, werden die Legierungen in eigenen Gießanlangen mit einer Kapazität von rund 150.000 t / Jahr hergestellt. Der Schmiedeprozess findet mit eigens entwickelten Verfahren in mechanischen und hydraulischen Pressen statt; auch Deutschlands größte Presse mit einer Presskraft von 30.000 Tonnen steht in Meinerzhagen.
So war die Besichtigung wirklich ein Erlebnis! In zwei Gruppen wurden die Besucher von überaus fachkundigen Mitarbeitern mitten durch die Produktionsanlagen geführt. Dicht an den 400°C heißen Aluminiumteilen vorbei konnte man hautnah verfolgen, wie aus groben Materialklötzen schicke Aluräder und komplizierte Flugzeugteile geschmiedet wurden. Sowohl die computergesteuerte Bearbeitung von Großserienteilen, wie auch die manuelle Herstellung von Werkstücken in kleiner Stückzahl waren zu beobachten. In jedem Fall war höchste Präzision und Erfahrung im Umgang mit den verschiedenen Werkstoffen erkennbar. So lautet ein Motto der Firma: „es gibt Bereiche, in denen uns wirklich niemand etwas vormachen kann“.
Vor einem halben Jahr wurde die Firma für ihr besonderes Engagement in Forschung und Entwicklung mit dem Siegel "Innovativ durch Forschung" ausgezeichnet, da sie damit die Zukunftsfähigkeit des gesamten Landes stärkt. Die Herstellung von Aluminiumteilen erfordert trotz eines geschlossenen Werkstoffkreislaufes viel Energie. Den Besuchern wurde klar, dass für einen solch stromintensiven Betrieb Sonderregelungen im Erneuerbare-Energien-Gesetz sinnvoll und notwendig sind, um die Wettbewerbsfähigkeit gegen internationale Konkurrenz und damit den Erhalt von anspruchsvollen Arbeits- und Ausbildungsplätzen in unserem Land zu ermöglichen.
Es war ein erlebnisreicher Tag! Und die Planung für die 15. Station deutscher Industriekultur läuft bereits, die Mitglieder des Bürgervereins dürfen gespannt sein, was sie dann erwartet.
(Text: Paul-G. Brunke ; Foto :Dr. Dietzel)