Die Seidenbarone in Krefeld

wie sie wirkten, wie sie wohnten

Bei sommerlichen Temperaturen begaben sich am Samstag, den 10 Juni 2017 Mitglieder des Bürgervereins unter der Führung der gebürtigen Krefelderin Brigitte Kuchta auf die Spuren der Krefelder Seidenbarone.

db 17 06 10 Seidenwebera1Die Spurensuche begann im Haus der Seidenkultur, einem Industriedenkmal in der Krefelder Luisenstraße. Dieses Haus beherbergte von 1908 bis 1992 die Paramentenweberei Hubert Gotzes, die vor allem Messgewänder für die katholische Kirche aus italienischen und chinesischen Seidengarnen webte. Ein kurzer Film führte in die Kunst der Seidenweberei ein, im Websaal im Obergeschoss zeigte dann ein Seidenweber an den alten hölzernen Jacquardwebstühlen, wie früher die kunstvollen Muster gewebt wurden. Noch acht originale Webstühle aus dem 19.Jahrhundert stehen in diesem Websaal. Im darunterliegenden technischen Büro wurden Motive durch Patroneure in Lochkarten aus Pappe übertragen, die dann von den Webstühlen abgelesen wurden, während die Seidenweber die verschiedenen Schiffchen mit farbigen Seidenfäden von Hand durch die Kettfäden „schossen“. Das Museum lies das Handwerk der Seidenweberei eindrucksvoll lebendig werden.
Zu Fuß vorbei an Meister Ponzelar, einem Seidenweberdenkmal, ging es zum Mittagessen in die Krefelder Hausbrauerei Wienges, dort wurde natürlich auch das dort gebraute Altbier serviert. Gut gestärkt begann die Stadtrundfahrt durch Krefeld, unser Betreuer Dieter Brenner, vom Haus der Seidenkultur zeigt viele interessante Gebäude der Stadt, die mit der Seidenindustrie in Verbindung standen. Er wusste viele amüsante Einzelheiten aus dem Leben und Wirken der Krefeld Seidenbaron zu erzählen.
Das zweite Highlight des Tages stand am Ende der Stadtrundfahrt, sie endete an den Museen Haus Lange und Haus Esters. Diese Museen der modernen Kunst sind zwei Wohnhäuser, die der Architekt Mies van der Rohe für zwei Seidenbarone der 20er Jahre in einem Park von 1927 bis 1930 geplant und gebaut hat. Mies van der Rohe (geb. 1886 in Aachen, gestorben 1969 in Chicago) baute auch den deutschen Pavillon der Weltausstellung 1919 in Barcelona, vermutlich durch die Empfehlung von Hermann Lange. Die Häuser, Klinkerbauten im Bauhausstil öffnen sich über große Fenster in den Garten. Im Haus Lange können diese Fenster sogar durch Knopfdruck komplett in den Keller verschwinden
Hermann Lange und Josef Esters waren Direktoren der Verseidag (vereinigte Seidenindustrie), die sich auch ein Industriegebäude mit Färberei von Mies van der Rohe bauen ließen. Es ist Mies van der Rohes einziger Fabrikbau, den wir auch auf der Stadtrundfahrt sehen konnten.
Bevor es nach Haus ging, gab es noch eine Einkehr im Biergarten des Stadtwaldhauses. Das Stadtwaldhaus liegt im Krefelder Stadtwald, der 1897 vom Seidenfabrikanten Wilhelm Deuß gestiftet wurde, dieser gab auch 1901 den Auftrag ein Restaurationsgebäude zu bauen. Wir konnten uns überzeugen, dass dies ein beliebter Aufenthaltsort der Krefelder ist, mit Spazier-und Wanderwegen sowie Weihern für Kahnfahrten.
Manfred Jablonski brachte uns nach diesem spannenden Tag wohlbehalten nach Meckenheim zurück.
(Text: Dr. Kuchta; Foto: Dietzel)

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