Zeitenwende(n)

nahezu 100 interessierten Teilnehmern war der Gemeindesaal der katholischen St. Michaelskirche in Meckenheim-Merl randvoll gefüllt als Generalleutnant Dr. Ansgar Rieks, Stellvertreter des Inspekteurs der Luftwaffe, im Rahmen einer Abendveranstaltung des Bürgervereins Meckenheim am Mittwoch, dem 07.02.2023 über die Folgen des Putin’schen Überfallkrieges in der Ukraine referierte. 

Zuhörer rieks

 

Die aktuelle und im Zentrum der Betrachtung stehende Zeitenwende folgt einer Reihe vorangegangener Zeitenwenden für Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg, wie dem Fall der Berliner Mauer sowie die Einbindung in die Kriege auf dem Balkan und in Afghanistan. Der nunmehr fast ein Jahr andauernde Ukrainekrieg, der an „Feldschlachten“ wie vor 1945 erinnert und dessen Ende noch nicht absehbar ist, bedingte Konsequenzen wie sie vor Jahresfrist nicht voraussehbar waren.

Die westlichen Staaten unterstützen den Kampf der Ukrainer um die Wiedergewinnung der nationalen Souveränität durch immense Hilfsleistungen in menschlicher, wirtschaftlicher und militärischer Hinsicht. Dabei nimmt Deutschland nach den USA einen beachtenswerten zweiten Platz ein und hat angekündigt, diese Hilfestellung auch weiterhin in gleicher Intensität fortsetzen.Dabei hat der Krieg in der Ukraine auch sicherheitspolitische Konsequenzen für uns selbst und unsere Partner in NATO und EU. Innerhalb beider Organisationen haben die Mitgliedsstaaten ihre Verteidigungsetats beträchtlich aufgestockt, wodurch die Zeiten derer Minimalisierung, wie sie angesichts der Hoffnungen auf eine stabile Friedensordnung nach dem Zusammenbruch des Warschauer Pakts als gegeben angesehen wurde, jähzu Ende gegangen sind. Die sicherheitspolitische Situation hat sich seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine grundlegend geändert und Krieg in Europa ist leider wieder Realität geworden. Während die Staaten der EU in seltener Einigkeit zusammengerückt sind, vielschichtige Sanktionspakete gegen den Aggressor geschnürt und umfangreiche Hilfspakete für die Ukraine zusammengestellt haben, hat die NATO bereits am Tag nach der russischen Invasion abgeklärt, welche militärischen Hilfeleistungen bereitgestellt werden können. Zudem wurden durch spontane Truppenverlegungen nicht nur die Sicherung der Bündnisgrenzen verstärkt, sondern auch verbindliche Planungen zu einer markanten Aufstockung ihrer Reaktionskräften beschlossen. Die noch vor wenigen Jahren vom französischen Staatspräsidenten Macron getätigte Äußerung, dass das Bündnis „hirntot“ sei, hat sich damit ins Gegenteil gekehrt: Die NATO ist äußerst vital und reaktionsfähig. Die Unterlegung dieser Entwicklungen durch konkrete Beispiele, vor allem im Einsatzspektrum von Luftstreitkräften, wurde durch vielfache Fragestellungen aus dem Zuhörerkreis vertieft.

Insgesamt kann der Bürgerverein Meckenheim, dank eines exzellenten und hochkompetenten Referenten, auf einen weiteren sehr erfolgreichen und inhaltsreichen Vortragsabend zurückblicken, dem noch zwei weitere Veranstaltungen zur selben Thematik folgen werden. Bereits am 16. März werden die ukrainische Generalkonsulin Iryna Shum aus Düsseldorf und Stefan Pohl, Vorsitzender der Aktion „Meckenheim hilft“, die Konsequenzen für die Zivilbevölkerung in der Ukraine beleuchten. Im April wird sodann mit einem Vortrag von General Jörg Vollmer, dem vormaligen Joint Forces Commander der NATO aus Brunssum die Vortragssequenz zur Ukraine abgeschlossen werden.