Madam Butterfly auf der Bregenzer Seebühne

Bodenseereise 20. bis 25. Juli 2022  

 

 
20220723Gruppenbild Stein am Rhein 2022 07 25 Seebuehne 2022 07 25 Mitternachtsimbiss

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Am 20. Juli stiegen 37 Mitglieder des Bürgervereins morgens kurz nach 7:00 Uhr am  Sportzentrum in den Bus der Firma Jablonski. Eigentümer und Fahrer Manfred Jablonski hatte auf dem Weg noch unter Schwierigkeiten ein gutes Frühstück besorgt. Dazu gab es frischen Kaffee, den Frau Sigrid Treche umsichtig verteilte, so dass die Fahrgäste gut in den Tag und damit in die Reise starten konnten. Mit perfekter Routenplanung kam die Gruppe dann fast staufrei in Friedrichshafen am schönen Hotel City-Krone an.

 

Nach kurzem Check-In wurden die TeilnehmerInnen von der orts- und fachkundigen Reiseführerin Marisa in Empfang genommen. Bei tropischen Temperaturen gab sie einen Überblick über die Geschichte Friedrichshafens und schlug einen sehr verkürzten Rundgang zu den wenigen historischen Gebäuden, die im zweiten Weltkrieg nicht zerstört wurden, vor. Friedrichshafen entstand nach den napoleonischen Kriegen aus der Stadt Buchhorn, die dem ebenfalls von Napoleon I. Geschaffenen Königreich Württemberg 1810 eingegliedert wurde. Der württembergische König Friedrich errichte anstelle des Klosters Hofen dort seine Sommerresidenz. Die barocke Klosterkirche wurde zur Schlosskirche umgebaut; im Innenraum ist eine sehr kunstvolle Stuckdecke zu bewundern.

Am nächsten Tag ging es mit dem Bus auf den Bodensee, mit der Fähre von Meersburg in die alte Konzilstadt Konstanz. Durch eine List wurde Konstanz vor der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg bewahrt. Die Stadtväter lehnten eine Verdunkelung ab; die Alliierten sahen die Stadt als Schweizer Gebiet an und bombardierten sie nicht. So konnte die Gruppe neben dem alten Konzilsgebäude mit der neuen Statue der Imperia am Hafen eine schöne Altstadt mit gut erhaltener Bausubstanz besichtigen. Konstanz hatte nach der Auflösung des Bistums im Jahr 1821 zwar einen Niedergang zu verkraften, konnte aber mit der 1966 gegründeten Universität wieder sehr an Bedeutung gewinnen. Den Nachmittag verbrachte die Gruppe bei bestem Sommerwetter auf der Blumeninsel Mainau. Die Anlagen begeisterten alle die Teilnehmer, vor allem diejenigen, die die Mainau zum ersten Mal besuchten.

Auf der Rückfahrt gab es noch einen Stopp in der wunderschönen kleinen Stadt Meersburg, die von alter Burg und neuerem Barockschloss geprägt ist, die den ehemaligen Bischöfen von Konstanz als Residenz dienten und auf dem die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff ihre letzten Lebensjahre verbrachte. Mit Blick auf das Schloss unter schattigen Bäumen brachte Reiseführerin //Marissa// das Werk der großen deutschen Dichterin mit der Lesung einiger Gedichte der Gruppe nahe. Einige Teilnehmerinnen konnten die Gedichte sogar auswendig mitsprechen. Natürlich kosteten auch einige Mitreisende den berühmten Meersburger Wein mit der Folge, dass einige Flaschen mit dem guten Tropfen im Rückreisegepäck landeten.

Am folgenden Tag stand die Schweiz auf dem Programm. Bei strahlendem Sommerwetter kletterte der Bus nach der Fahrt durch Lindau, Bregenz und ein Stück des Alpen-Rheintals hinauf in den Kanton Appenzell Innerrhoden mit seinen idyllischen Bauernhöfen und dem berühmten Appenzeller Käse. Reiseführerin Marisa erläuterte die Geschichte des Kantons und den Stolz seiner Bewohner auf ihre Traditionen, die z.T. auf Außenstehende durchaus befremdlich bis frauenfeindlich wirken. Erwähnenswert ist das einmalige Verfahren bei politischen Abstimmungen. Bis 1990 war dies ausschließlich den Männern vorbehalten. Erst danach wurden gegen teilweise heftigen Widerstand die Frauen zugelassen. Zur Abstimmung wurden drei Wochen vor dem Termin die Stimmberechtigten eingeladen, die sich dann auf dem zentralen Platz in der Stadt Appenzell versammeln. Zur Abstimmung mussten bis 1990 die Männer ihren Degen erheben Auch nach Einführung des Frauenstimmrechts finden die Versammlungen statt, aber nun mit gelben Stimmzetteln. Durch die gewachsene. Zahl an Abstimmungen sei allerdings inzwischen eine gewisse Müdigkeit eingetreten, so dass die Beteiligung deutlich zurückgehe. Das Problem der Basisdemokratie. Die Besichtigung der sehr pittoresken Stadt nutzten viele Teilnehmer dazu, trotz der abschreckenden Preise die lokalen Spezialitäten, vor allem die Käseschnitten zu genießen.

Am Nachmittag führte der Weg in die historische Stadt St. Gallen. Die hohen Temperaturen machten der Gruppe doch zu schaffen, so dass sich die Führung auf einige Höhepunkte beschränkte. Im historischen Stadtbild konnte die Gruppe die kunstvoll gearbeiteten Erker bewundern. Höhepunkt war jedoch die Stiftsbibliothek der ehemaligen Benediktinerabtei. Seit dem 8. Jh. ist der Bestand an Handschriften und Büchern anders als bei den meisten anderen Klosterbibliotheken intakt geblieben und inzwischen auf über 170.000 Bände angewachsen. Drohte eine feindliche Übernahme des Klosters - zuletzt durch die napoleonischen Truppen - lagerten die Mönche die Handschriften und Bücher rechtzeitig an sichere Orte aus.

Auf der Rückfahrt gab es einen kurzen Stopp in Heiden, wo der Gründer des Roten Kreuzes Henri Dunant seinen Lebensabend verbrachte. An seinem Lieblingsplatz, an dem die Gemeinde ihn auch mit einem Denkmal ehrt, konnte die Gruppe die herrliche Aussicht über den östlichen  Bodensee und das Rheindelta genießen. 

Am Schweizer Ufer, das stark durch Industrie geprägt ist, fuhren wir über Rohrschach nach Romanshorn und weiter per Fähre in entspannter Bodensee-Überfahrt zurück nach Friedrichshafen. 

Im leichten Regen startete der Bus am Samstagmorgen nach Schaffhausen, Nach dieser „Einstimmung“ gab es dann richtige Wassermassen am Rheinfall. Wer bis an die nächste Plattform am Wasserfall abstieg, konnte dort vom Spritzwasser nahezu „gesegnet“ werden. Da der Rheinfall inzwischen auch als Kulisse für Bollywood-Filme genutzt wird, waren hier viele Inder unterwegs. Daher standen am Schloss Laufen beim Eingang zum Rheinfall auch viele Kuhmodelle als Bänke, auf denen man sich nach dem Wiederaufstieg ein wenig entspannen konnte.

Nach einem Rundgang durch die Altstadt von Schaffhausen mit vielen bunten Häusern und ihren schönen Erkern, fuhren wir mit dem Schiff rheinaufwärts leider nur bis Diessenhofen, allerdings auch ein idyllisches Städtchen. Für uns Mittelrheinbewohner war der idyllische Hochrhein, in dem bei der Hitze kräftig geschwommen und gebadet wurde, ein ungewohnter Anblick. Die geplante Weiterfahrt nach Stein am Rhein war wegen Niedrigwassers per Schiff nicht möglich. So brachte der Bus die Gruppe dort hin. Die mit historischen und mythologischen Szenen bemalten Häuser zogen die Gruppe in ihren Bann und wurden einhellig bewundert. Abschließend wurde am Klostermuseum St. Georgen die Stelle besichtigt, wo der Rhein den Bodensee verlässt.

Am Sonntag standen weitere Höhepunkte auf dem Programm. Arrangiert war eine Führung auf der Seebühne in Bregenz. Nach dem Zweiten Weltkrieg bestand der Wunsch, Opern auf dem Bodensee aufzuführen 1946 wurde auf zwei Flößen  im Hafen mit Mozarts Singspiel Bastien und Bastienne begonnen. Wegen des großen Zuspruchs wurde die Seebühne in den Folgejahren immer wieder erweitert; inzwischen ist sie die größte Seebühne der Welt. Das Problem der Akustik und der Abstimmung zwischen Bühne und Orchester wurde mit modernster Technik gelöst, mitentwickelt vom Fraunhofer Institut. Die Sänger singen mit Funkmikrofonen; die Lautsprecher werden so gesteuert, dass das Publikum den Sänger an der Stelle der Bühne nicht nur sieht sondern auch zu hören glaubt. Das Orchester spielt im Festpielhaus; die Kommunikation der musikalischen Leitung mit den Sängern erfolgt über Bildschirme. Unter der ersten Reihe der Zuschauertribüne wachen drei Taucher für den Fall, dass ein Akteur unvorhergesehen von der Bühne in den See stürzen sollte. Es war sehr beeindruckend selbst auf der Bühne zu stehen, auf der wir abends die Aufführung sehen sollten. 

Auf der Rückfahrt gab es noch einen Abstecher in Friedrichshafen zum Hangar der Zeppeline, wo gerade der beeindruckende Start eines Zeppelins stattfand und zum Zeppelin-Dorf. Graf Zeppelin hatte hier für 70 Arbeiter und ihre Familien Häuser mit großen Gärten gebaut. Die Bewohner hatten die Auflage, in den Gärten Nutztiere, vor allem Hühner, zu halten. Der Erlös aus den Verkäufen wurde dann als Miete verwendet.

Abends war gegen 7 Uhr die Abfahrt zur Seebühne, wo die Gruppe auf hervorragenden Plätzen in den vorderen Reihen die Vorstellung von Puccinis Madame Butterfly erlebte. Bei herrlichem Wetter begann die Oper nach einem Bilderbuch-Sonnenuntergang. Bühnenbeleuchtung und Akustik zeigten, wie gut die am Mittag beschriebene Technik funktionierte. Musikalisch war die Oper unter der Leitung der Dirigentin Yi-Chen Lin mit hervorragender Sänger-Besetzung ein Höhepunkt der Reise. 

Als die Gruppe nach der Vorstellung am Bus ankam, gab es wieder eine Überraschung. Unser Busfahrer Manfred hatte einen „Mitternachts- Imbiss“ vorbereitet. So konnten sich die Teilnehmer beim Austausch über die erlebten Eindrücke stärken anstatt im Stau der abfahrenden Autos und Busse zu stehen.

Wegen der späten Heimkehr nach der Vorstellung begann die Rückfahrt um 11:00 Uhr am Montag. Ein kurzer Stopp gab die Möglichkeit zur Besichtigung der herrlichen Barockkirche Birnau am Bodensee. Dann ging es weitgehend staufrei weiter Richtung Norden. Wieder hatte Busfahrer Manfred eine Überraschung vorbereitet. Assistiert von Frau Sigrid Treche gab es in einer Pause Kaffee und Kuchen wieder bei tropischen süddeutschen Temperaturen. Vor Abschluss der Fahrt dankte Bürgervereins-Vorstand Pitt Treche einerseits dem Busfahrer für die hervorragenden Fahrleistungen und die zusätzlichen Überraschungen, andererseits Frau Dr. Brigitte Kuchta für die ausgezeichnete Organisation. Der Dankesbeifall der Gruppe, der auch den nicht genannten Aktiven des Bürgervereins galt, war mindestens so intensiv wie nach der Oper am Vorabend.

Auch die Berichterstatter, die das erste aber bestimmt nicht das letzte Mal mit dem Bürgerverein unterwegs waren, danken dem Bürgerverein für diese in jeder Hinsicht gelungene Fahrt.
Text:Schlöder/ Wurm, Fotos: Treche/Jablonski